Herbst

Ein Kastanienbaum steht neben einer Straße. Sagt eine Kastanie zur anderen: „Ich spüre Kraft und Lebendigkeit in mir, ich werde ein prächtiger Baum.“

Die Kastanie daneben antwortet: „Träumerin, wir hängen über der Straße, du landest wie ich in einem Reifenprofil.“

Zeit vergeht, die Kastanien werden reif. Mit einem Freudenschrei springt die erste vom Baum und gleich aus der Schale: „juhu, ich werde wachsen!“. Sie landet auf einem vorbei fahrenden LKW, der, beladen mit frischer Erde, unterwegs ist zu einem neu entstehenden Naturreservat.

Die zweite Kastanie schaut ihr nach und sagt, bevor sie auf die Straße fällt: „Der Geruch des Asphalts wird dir ewig fehlen.“

Selbstvertrauen

Geboren aus dem Licht

bricht plötzlich und hart

der Körper heraus, wild

mit Antennen so zart.

.

Hinter all dem Erschrecken

beständig und treu

webt die Seele das Kleid

für ihr Bewusstsein hier neu.

.

Geborgen im Licht

zeigt sie Pfad und Zeit

für ihr irdisches Leben

zur Freude bereit.

Lied ans Auto

Mitten in der Nacht

wird laut die Straße aufgemacht

.

Für der Autos freie Fahrt,

wird am Schlaf der Leut‘ gespart

.

Boden wird für Straßen versiegelt,

Autobahn vom Leben abgeriegelt

.

Die Atmosphäre gefüllt mit CO2,

stabiles Gletschereis ist längst vorbei.

.

Wir sind dem Auto verpflichtet

Bis unser Habitat zugrunde gerichtet.

Abschied

Fliege

frei,

weit hinaus

ins Licht.

.

Getragen

sanft

von der Kraft

unserer Liebe.

.

Bis am anderen Ende

der Zeit

gänzlich

von dieser Wirklichkeit befreit,

.

Deinesgleichen

dich liebend empfangen,

bis deine Seele

in ihre Heimat eingegangen.

.

Die Spur deines Lebens

bleibt uns im Gedächtnis

Verzeihen und versöhnen,

des Abschieds Vermächtnis.

Wiederholung

Zweifel, Ängste, Vorstellungen

gesammelt in Jahren

ins Alter zu tragen

möcht ich mir ersparen.

.

Schwer sitzt im Nacken

ein großer Mühlstein

krümmt mir den Rücken

klemmt den Mut ein.

.

Etwas gelockert

nach langen Wegen

beginnen die Schultern

sich sanft zu regen.

.

Am Ufer eines Flusses

löst sich der Halt,

der Stein ins Wasser

abgleitet alsbald.

.

Ich schaue ihm nach,

dem schweren Gewicht,

das so lange mir drohte

mit hartem Gericht.

.

Da sinkt er nach unten

der mächtige Stein

erinnert mich bitter

an vergangene Pein.

.

Doch an des Wassers

sumpfigem Grund

der Stein wird plötzlich

zu Goldtalern rund.

.

Da glitzert mir zu

die einstige Last

ich tauche hinunter

nach nur kurzer Rast.

.

Wieder am Ufer

mit Gold in der Hand

mach ich mich auf,

zieh fröhlich ins Land.

.

Schwer wird der Schatz,

je länger ich gehe,

auf die Schultern damit,

dass aufrecht ich stehe.

.

Durstig und müde

wieder am Fluss

schau in seinen Spiegel

weil ich trinken muss.

.

Ein Mühlstein mir

auf den Schultern hängt

ihn los zu werden

es bitter mich drängt.

.

Ich will lösen die Fessel,

den Stein im Genick

will geben den Schatz

an den Fluss zurück.

.

Hemd und Habe

ziehen mit hinunter

ich lass alles gehen

rutscht an mir runter.

.

Es fällt in den Fluss

und lockt mich sogleich

Gewohnheit singt es

macht einfach dich reich.

.

Schwer hab ich gelernt,

mich nicht umzudrehen

befreit von der Last

jetzt nach vorne zu sehen.

.

Leicht wird mir der Schritt,

kann gehen wieder weit,

ich wandere den Weg

der zeigt sich zur Zeit.